Nach der Lektüre von Ich bin Circe hatte ich große Lust weitere Geschichten mit Bezug zur griechischen Mythologie zu lesen. Da kam Die Götter müssen sterben von Nora Bendzko gerade richtig, denn ihr Verlagsdebüt stand sowieso schon auf meiner Leseliste.

Inhalt

“Troja wird fallen, und die Amazonen werden sich endlich an den Helden rächen, die ihresgleichen töteten. So besagt es eine Prophezeiung von Artemis, der Göttin der Jagd, Herrin des Mondes und Hüterin der Frauen. Wenn die prunkvolle Stadt in Schutt und Asche liegt, sollen die Amazonen die Welt beherrschen. Doch Artemis segnet ausgerechnet Areto mit ihren Kräften, die keine Kriegerin ist und auch sonst kein hohes Ansehen genießt. Wie kann eine wie sie der Macht einer Göttin würdig sein und ihre Schwestern in eine neue Welt führen? Während Areto lernen muss, mit ihrem Schicksal umzugehen, spaltet ihre Erwählung die Amazonen in zwei Lager – ein Konflikt, der ihrem Volk im Trojanischen Krieg den Untergang bringen könnte. Denn der wahre Feind lässt sich nur mit vereinten Kräften töten. Um das Leid der Amazonen zu enden und sie zur Macht zur führen, müssen nicht nur Helden sterben, sondern auch Götter.” (© Knaur)

Blutig, düster und brutal

Die Götter müssen sterben wird zurecht in das Genre Dark Fantasy eingeordnet. Nora Bendzko übernimmt die grausigen Details aus der griechischen Mythologie und fügt ihre Erzählung über die Amazonen nahtlos in diese Tradition ein. Daher direkt zu Beginn der Hinweis: Wer Probleme mit blutigen und brutalen Szenen hat, sollte das Buch eher nicht lesen. Kaum eine Figur bleibt im Verlauf der Geschichte unversehrt und vieles wird sehr detailliert beschrieben.

Erzählt wird die Geschichte über die Amazonen hauptsächlich aus drei Perspektiven. Da ist zum einen Areto, die Auserwählte von Artemis, die mit ihrem Schicksal hadert und versucht, die Amazonen vor großem Unheil zu bewahren. Obwohl sie mir als Figur sympathisch war, fand ich ihre Perspektive weniger spannend als die anderen. Wahrscheinlich lag das daran, dass Areto weniger Ecken und Kanten hat als die anderen Figuren.

Ein weiterer Teil wird aus Sicht von Clete, einer der besten Kriegerinnen der Amazonen, erzählt. Sie macht eine größere Entwicklung durch als Areto. Außerdem fand ich ihre Figur vielschichtiger und somit interessanter. Und schließlich gibt es noch die Perspektive von Penthesilea, der Königin der Amazonen. Sie war mir weniger sympathisch als die anderen beiden, aber genau das machte sie wiederum interessant. Ihr Charakter ist widersprüchlicher und ihre Handlungen waren für mich nicht vorhersehbar.

Episch und atmosphärisch

Zwischendurch werden auch Szenen aus Sicht von Artemis, der Götting der Jagd, erzählt. So erfährt man einiges über den Krieg der Götter, der im Trojanischen Krieg ausgefochten wird. Insgesamt kommen sehr viele Götter, Helden und andere Gestalten aus der griechischen Mythologie vor. Um hier den Überblick zu behalten, ist es wahrscheinlich von Vorteil, wenn man einige der Namen und die dazugehörigen Geschichten schon kennt. Das kann ich aber nicht so gut beurteilen, da mir Vieles aus der griechischen Mythologie bekannt ist. Ich hatte also keine Probleme, der Geschichte mit ihren vielen Verwicklungen zu folgen und die Figuren auseinanderzuhalten.

Die Erzählung ist bewusst episch gestaltet, was durchaus zur Geschichte passt. Die Atmosphäre ist oft düster und bedrohlich, insbesondere wenn Götter im Spiel sind. Das hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt mochte ich den Schreibstil. Im Nachwort erläutert Nora Bendzko diesen auch, denn sie nutzt zusätzlich zum generischen Maskulinum auch das generische Femininum und geschlechterneutral Plurale. Da es auch nichtbinäre Figuren gibt, kommen außerdem Neopronomen vor.

Damit sind wir auch bei einem weiteren Punkt, der mir gut gefallen hat: In der Geschichte gibt es viel Diversität – zumindest deutlich mehr, als ich von vielen Büchern (noch) gewohnt bin. Das sollte mehr zum Standard werden und nicht die Ausnahme bleiben. Wie gut die Umsetzung gelungen ist, kann ich als nicht Betroffene zwar schlecht beurteilen. Im Nachwort bedankt sich Nora Bendzko aber bei allen Sensivity Readers, die den Roman auf unterschiedliche Aspekte hin überprüft haben. Das heißt zwar nicht, dass alles perfekt ist, aber ich gehe doch davon aus, dass die Autorin vieles richtig gemacht hat.

Die Götter müssen sterben

Die Götter müssen sterben von Nora Bendzko hat mich mit seinen vielschichtigen Figuren und der spannenden, düsteren Atmosphäre gefesselt. Die Diversität im Roman hat mir gut gefallen und der Schreibstil passt zur Erzählung.

Die Götter müssen sterben

Titel: Die Götter müssen sterben

Autorin: Nora Bendzko
Verlag: Knaur
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Dark Fantasy, Griechische Mythologie

Seiten: 512 Seiten
Format: Paperback