Inhalt

Ani Fanelli hat das perfekte Leben. Sie arbeitet beim angesagtesten Frauenmagazin in New York, lebt in einer schicken Wohnung und kann sich die neueste Designerkleidung leisten. Noch dazu hat sie einen adligen Verlobten, den sie bald heiraten wird. Doch das alles ist nur Fassade. Eine Fassade, die sie errichtet und mit den Jahren perfektioniert hat – so sehr, dass sie sich fast schon selbst damit überzeugt hat. Doch nun holt ihre Vergangenheit sie ein und könnte all das, was sie sich mühsam aufgebaut hat, zerstören.

Eine Protagonistin, an der sich die Geister scheiden

Schon die Leseprobe hat mich gefesselt, da mir die Protagonistin auf Anhieb gefiel, ja ich würde sogar sagen sympathisch war. Und das ist durchaus nicht selbstverständlich. Auf den ersten Seiten lernt man Ani als anspruchsvolle, arrogante, launische und teilweise auch ziemliche fiese New Yorkerin kennen. Keiner kann es ihr recht machen, mit nichts ist sie zufrieden – vor allem nicht mit sich selbst. Da Ani die Geschichte jedoch aus der Ich-Perspektive erzählt, lässt sich schnell erahnen, dass ihr Verhalten auf einem Schutzmechanismus beruht. Sie weiß, dass sie sich anderen – und auch sich selbst gegenüber – nicht richtig verhält, überspielt dies jedoch mit Zynismus. Durch die Ich-Perspektive konnte ich mich in Ani hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle sehr gut nachempfinden. Dadurch war sie mir von Anfang an sympathisch.

Ich.bin.so.glücklich.

Vergangenheit und Gegenwart

Ani erzählt abwechselnd aus der Gegenwart und ihrer Vergangenheit. In der Vergangenheit geht es um ihre Highschool-Zeit, in der sie so einiges erlebt hat. So erfährt man nach und nach, wie Ani zu dem Menschen geworden ist, der sie heute ist. Die Erzählungen aus der Vergangenheit haben mir besser gefallen und das aus verschiedenen Gründen. Zum einen natürlich, weil hier die interessanteren Handlungen stattfinden und man Ani besser kennen lernt. Zum anderen aber auch, weil die Figuren besser ausgearbeitet sind.

Die Jugendlichen in Anis Vergangenheit haben meiner Meinung nach mehr Charakter als die Erwachsenen, die in der Gegenwart eine Rolle spielen. Sie sind (zumindest teilweise) facettenreicher und dadurch auch interessanter und glaubwürdiger. Die Erwachsenen wie etwa Anis Verlobter oder auch die beste Freundin erscheinen sehr einseitig und farblos. Das mag aber auch daran liegen, dass der Fokus auf der Vergangenheit liegt und die Gegenwart nur eine untergeordnete Rolle spielt (auch was die Seitenzahlen angeht).

Stil

Der Schreibstil hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Die Geschichte ließ sich schön flüssig lesen und hat mich somit von Beginn an gefesselt. Aber auch hier ein kleiner (wirklich nur ein kleiner!) Kritikpunkt: Der Übergang zwischen Vergangenheit und Gegenwart kommt manchmal sehr abrupt, so dass man sich ganz plötzlich wieder neu orientieren muss. Mir hätte es besser gefallen, wenn Gegenwart und Vergangenheit jeweils in separate Kapitel unterteilt gewesen wären oder zumindest ein Absatz die Zeiten deutlich getrennt hätte.

Ich.bin.so.glücklich.

Ich.bin.so.glücklich. ist insgesamt ein ziemlich guter Debütroman. Die Geschichte ist interessant und das Thema war für mich neu. Genaueres möchte ich dazu nicht sagen, da es schließlich um Anis Geheimnis geht und eine Vorwegnahme die Spannung und damit auch den Lesespaß verderben würde.

Der Schreibstil ist fesselnd und intensiv, so dass das Verhalten der Protagonistin nachvollziehbar und ihre Gefühle nachempfindbar werden. Mir haben außerdem ihr Zynismus und der schwarze Humor sehr gefallen. Das ist jedoch Geschmackssache und was Ani angeht, scheiden sich sowieso die Geister. Die einen können mit ihr nichts anfangen oder sie regelrecht nicht ausstehen, die anderen (dazu zähle auch ich) fühlen mit ihr und verstehen sie. Ich denke, das liegt daran, wie man das Buch liest, was man zwischen den Zeilen sieht und was man selbst hineininterpretiert.

Die Figuren hätten teilweise besser ausgearbeitet sein können. Da der Fokus aber sehr auf Ani liegt – und ja auch aus ihrer Perspektive erzählt wird -, finde ich diesen Punkt nicht ganz so schlimm. Allerdings sollte noch erwähnt werden, dass es sich bei dem Buch nicht wirklich um einen Thriller handelt, auch wenn es vielleicht den Eindruck erweckt. Wer einen Thriller erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Trotzdem ist es ein lesenswerter Roman, in dem ein interessantes (und wichtiges) Thema behandelt wird.

Ich.bin.so.glücklich.

Jessica Knoll
Verlag: Egmont INK (November 2015)
416 Seiten (Taschenbuch)

Comments are closed.