Der Jugendroman von Wolfgang Herrndorf erschien schon im Jahr 2010 und löste damals einen Hype aus, der mir allerdings total entgangen ist. Mit diversen Preisen ausgezeichnet und über ein Jahr lang auf den Bestsellerlisten erregte Tschick großes Aufsehen. Der Tod des Autors drei Jahre später steigerte das Interesse an seinen Werken nochmals und da wurde auch ich schließlich aufmerksam – traurig, ich weiß. Obwohl ich Tschick damals in Gedanken auf meine To-Read-Liste gesetzt habe, hat es noch eine ganze Weile gedauert, bis ich es endlich gekauft und gelesen habe. Mittlerweile gibt es auch eine Verfilmung des Buchs, die im September in die Kinos kommt. Aber nun erst mal zum Buch (den Film können wir uns später anschauen):
Klappentext
„Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine unvergessliche Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz.“ (© Rowohlt)
Road Trip in die Walachei
Maik Klingenberg ist ein Außenseiter. Er ist ein stiller, ruhiger Typ, fällt in der Schule nie auf und interessiert sich scheinbar auch überhaupt nicht für die anderen in seiner Klasse. Er selbst findet sich langweilig und deshalb ist es für ihn auch verständlich, dass keiner mit ihm zu tun haben will. Tschick, der neu in die Klasse kommt, wird ebenfalls von allen gemieden. Der Russe aus schwierigen Verhältnissen kommt betrunken in die Schule und verhält sich auch sonst eher „asozial“.
Auch Maik will zunächst nichts mit Tschick zu tun haben. Doch schließlich kommt eins zum anderen und ehe er sichs versieht, befindet er sich mit Tschick auf einem Road Trip. Ihr Ziel ist die Walachei, denn dort leben Verwandte von Tschick, die er besuchen möchte. Natürlich wissen beide nicht, wie man dorthin kommt und so fahren sie einfach drauflos… Unterwegs begegnen ihnen die unterschiedlichsten Menschen, alle nicht weniger verrückt als die zwei Ausreißer und so erleben sie ein unvergessliches Abenteuer.
Nicht nur für Jugendliche
Maik erzählt die ganze Geschichte, die an ein Roadmovie erinnert, in einer langen Rückblende. So weiß man man schon zu Beginn, wie bzw. wo es endet. Das macht die Geschichte keineswegs uninteressant, denn wie so oft ist der Weg das Ziel – und der ist einfach genial!
In der Sprache eines 14-jährigen Teenagers geschrieben, nimmt der Roman den Leser mit in die Welt von Maik und Tschick. Die Jugendsprache lässt die Geschichte authentisch wirken und bei allem, was die beiden tun, schwingt eine jugendliche Leichtigkeit mit, die auch den Leser in seinen Bann zieht. Dabei kommen aber immer wieder auch ernste Themen und Fragen zur Sprache, die so typisch für die Teenagerzeit sind – es geht etwa um Freundschaft, Liebe, Einsamkeit, Minderwertigkeitskomplexe und den Tod. Fragen also, die auch Erwachsene noch beschäftigen, auch wenn sie sich nicht mehr die Zeit nehmen, darüber nachzudenken.
Das zentrale Thema des Romans ist Freundschaft, denn die Freundschaft von Maik und Tschick ist etwas Besonderes. Aus Maiks Erzählung geht das deutlich hervor, auch wenn er gar nicht viel darüber sagt. Überhaupt ist der Roman sehr gefühlvoll, obwohl Maik oft nüchtern erzählt. Nur seine Gedanken sind hin und wieder ausschweifend – und humorvoll. Sowohl Maik als auch Tschick waren mir als Figuren von Beginn an sympathisch und ich habe mich jedes Mal mit ihnen gefreut, wenn die Dinge gut für sie liefen.
Tschick: Sommerbuch mit Tiefgang
Tschick ist das perfekte Sommerbuch. Nicht nur dass es in den Sommerferien spielt, es ruft trotz ernster Themen auch eine gefühlvolle und jugendliche Leichtigkeit hervor, die einfach zum Sommer passt. Dabei ist es kein oberflächlicher Roman – im Gegenteil er hat mich immer wieder zum Nachdenken angeregt. Mit den beiden Figuren konnte ich mich so gut identifizieren und die Geschichte der beiden hat mich vom ersten Augenblick an gefesselt. In Tschick habe ich einen neuen persönlichen Schatz für mein Bücherregal gefunden. Ich kann es nur jedem, der es noch nicht gelesen hat, empfehlen. Und wer es schon gelesen hat, sollte es einfach noch einmal lesen – ich werde es auf jeden Fall tun.
Tschick
Wolfgang Herrndorf
Genre: Jugendroman
Verlag: Rowohlt (2010)
254 Seiten (Taschenbuch)
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