Klappentext
„Aufgrund niederträchtiger Vorwürfe soll der junge Lennox am Galgen sterben, aber er kann entkommen. Gemeinsam mit der Tänzerin Nea, selber Opfer von Ungerechtigkeit, flieht er mit einer gestohlenen Kutsche aus der Stadt Ragtoras. Doch sie wissen nicht, welch Unheil sie damit entfesseln, und ihre Welt, wie sie sie kennen, stürzt ins Chaos. Lennox und Nea lernen auf ihrer Reise alte Länder und neue Magie kennen und müssen sich gegen Dämonen und Gestaltenwandler, Vampire und dunkle Mächte wehren. Können die beiden das Gleichgewicht einer fantastischen und wahnsinnig gewordenen Welt wieder herstellen?“ (© Midnight by Ullstein)
Stil und Figuren
Der Debüt-Roman von Patrick Hamann fängt spannend an und hat mich sofort in die Geschichte eintauchen lassen. Es beginnt nämlich mit dem Protagonisten Lennox, der zum Tode verurteilt wurde und nun am Galgen sterben soll. Ihm gelingt im letzten Moment die Flucht, doch er weiß, dass er schnellstmöglich aus der Stadt verschwinden muss. An diesem Punkt verlassen wir Lennox und lernen nun die Tänzerin Nea kennen, deren Leben sich an diesem Tag auch schlagartig ändert und sie zur Flucht treibt. Natürlich kreuzen sich ihre Wege und sie fliehen gemeinsam. Aus auktorialer Erzählperspektive werden sowohl die Erlebnisse von Lennox als auch von Nea erzählt, wobei der Fokus meist eher auf Lennox liegt, solange beide gemeinsam unterwegs sind. Trennen sie sich, erfährt man abwechselnd von den Erlebnissen der beiden. Hier muss ich sagen, gefielen mir die Nea-Kapitel meist besser, womit wir bei der Figurenzeichnung wären.
Die Figuren, die im Roman eine Rolle spielen, sind recht zahlreich und wie ich finde, sehr interessant. Es gibt viele unterschiedliche Charaktertypen, facettenreiche Figuren und einige, die im Verlauf des Buchs eine Entwicklung durchmachen. Doch leider gehörte der Protagonist Lennox für mich eher weniger zu diesen interessanten Figuren. Während sich Nea von einem eher ängstlichen, vorsichtigen Mädchen zu einer starken Figur entwickelt, bleibt Lennox bis zum Schluss ähnlich naiv wie zu Beginn des Buches. Sein Verhalten finde ich – vor allem zum Ende hin – einfach nur unlogisch beziehungsweise zu naiv und gutgläubig angesichts dessen, was er im Verlauf der Geschichte alles erlebt hat. Ansonsten gefiel mir das Figurenspektrum sehr gut und ich bin gespannt, wie es im zweiten Band dieser Saga mit diesen weitergeht.
Der Schreibstil ist flüssig und vor allem die Beschreibungen sowohl von Orten und Landschaften als auch vom Geschehen selbst konnten mich immer wieder an die fantastische Welt des Buches fesseln. Für meinen Geschmack war es stellenweise zu dialoglastig und gerade in den Dialogen gab es doch häufiger Wiederholungen, die ich als überflüssig empfunden habe. Auch die Ausdrucksweise in den Dialogen empfand ich hin und wieder als unpassend, aber das ist nun wirklich nur ein kleiner Kritikpunkt.
Die Nacht der Krähe – Funkenflug
Der Roman ist fast schon ein wenig kurz für die vielen Dinge, die passieren. Es stecken sehr viele Ideen in der Geschichte und manchmal ging mir das Ganze etwas zu schnell. Auch die spannenden Szenen haben sich oft relativ schnell aufgelöst und so die Spannung wieder genommen. Die längeren Sequenzen hingegen (wie etwa im Verlies der Stadt Emphorika) haben nicht nur kurz Spannung erzeugt, sondern diese auch aufrecht erhalten.
Die Figuren waren zum Großteil gut gezeichnet und die Fantasy-Welt interessant gestaltet. Die vielen Ideen, die in dem Roman stecken, haben mir sehr gut gefallen und waren (zumindest für mich) zum Teil völlig neu. Vampire gehören natürlich nicht zu den neueren Erfindungen und sind im Roman auch schön klassisch gehalten, doch die Dämonen und andere (nach dem ersten Band) noch rätselhafte Gestalten sind spannend und interessant und einfach mal etwas anderes. Trotz einiger (kleinerer) Kritikpunkte ist „Die Nacht der Krähe – Funkenflug“ ein gut gelungenes Fantasy-Debüt. Der Autor ist ja auch wirklich noch sehr jung und ich bin gespannt, was da noch alles kommt.
Die Nacht der Krähe – Funkenflug
Patrick Hamann
Genre: Fantasy
Verlag: Midnight by Ullstein (Juli 2015)
584 Seiten (eBook)
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