Feminismus für Einsteiger
Seit einer Weile beschäftige ich mich nun mit dem Thema Feminismus und habe mittlerweile schon das ein oder andere Buch hierzu gelesen. Drei dieser Bücher möchte ich euch in kurzen Rezensionen vorstellen. Dabei handelt es sich um Bücher, die sich als Einstieg in das Thema Feminismus eignen. Sie enthalten keine Theorien, sondern praktische Tipps und persönliche Erfahrungen, die das Thema greifbar machen. Außerdem machen sie deutlich, warum Feminismus uns alle angeht und wichtig für die Entwicklung der Gesellschaft ist.
Untenrum frei
Wer sich noch nie mit Feminismus beschäftigt hat und einen einfachen und lockeren, aber trotzdem auch umfangreichen Einstieg ins Thema sucht, sollte unbedingt Untenrum frei von Margarete Stokowski lesen. Die Autorin und Kolumnistin geht in sieben Kapiteln auf einige grundlegende Probleme ein, die mit der Frage nach Gleichberechtigung und den vorherrschenden Rollenbildern zusammenhängen. Dabei beschreibt sie die aktuelle Situation für Mädchen und Frauen in Deutschland so treffend, dass ich immer wieder dachte: „Ja! Genau so kenne ich das auch! Das hab ich so – oder ähnlich – ebenfalls erlebt!“
Stokowski geht in diesen sieben in sich geschlossenen Kapiteln auf viele unterschiedliche Themen ein. Sie schreibt locker, manchmal derb und erklärt vieles anhand persönlicher Erlebnisse. So sind sämtliche Themen leicht verständlich und die Leser*innen finden sich in dem Beschriebenen wieder. Selten habe ich ein Buch gelesen, dem ich in Allem so voll und ganz zustimmen kann wie diesem. Untenrum frei ist absolut lesenswert und ich möchte es wirklich allen empfehlen.
Ausführliche und lesenswerte Rezensionen zum Buch gibts übrigens bei Ink of Books und Lesen in Leipzig.
Klappentext
Sex. Macht. Spaß. Und Probleme.
Wie frei und gleichberechtigt sind wir? Warum fällt es uns leichter, über Essen zu reden als über Sex? Haben wir die Fesseln der Unterdrückung längst gesprengt, oder haben wir nur gelernt, in ihnen shoppen zu gehen?
In diesem Buch erzählt Margarete Stokowski von den kleinen schmutzigen Dingen, über die man lieber nicht redet, weil sie peinlich werden könnten. Und sie schreibt über die großen Machtfragen, über die man lieber auch nicht redet, weil vieles so unveränderlich scheint. Es geht darum, wie die Freiheit im Kleinen mit der Freiheit im Großen zusammenhängt, und am Ende wird deutlich: Es ist dieselbe.
Stokowski zeigt, wie sich Rollenbilder und Schamgefühle manifestieren, wie sie uns einschränken – und dass wir sie loswerden können. Mit scharfsinnigem Blick auf die Details gelingt ihr ein persönliches, provokantes und befreiendes Buch. (© Rowohlt)
Liebe Ijeawele: Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden
Dies ist ein kleines, aber feines Büchlein von der nigerianischen Autorin Chimamanda Ngozi Adichie. Ursprünglich handelte es sich bei dem Text um einen Brief, den sie an eine Freundin geschrieben hat. Besagte Freundin hatte Adichie nämlich nach der Geburt ihrer Tochter um Rat gebeten, wie sie ihre Tochter feministisch erziehen kann. Adichie schrieb einen Brief mit 15 praktischen Tipps, mit deren Hilfe die Tochter zu einer selbstbewussten und selbstbestimmten Frau erzogen werden kann.
Mit einigen Änderungen wurde der Brief in Buchform veröffentlicht. Der Titel und die Ansprache im Buch lassen allerdings noch erkennen, dass es sich um einen Brief handelt. Außerdem bezieht sich Adichie hin und wieder auf gemeinsame Bekannte, was zum Verständnis für die Leser*innen allerdings keine Rolle spielt.
Wer nun denkt, dieses Buch sei nur für Eltern interessant, liegt falsch. Zwar helfen die Tipps bei einer Kindererziehung frei von überholten Rollenbildern, doch auch darüber hinaus gibt das Buch hilfreiche Denkanstöße. Die Ratschläge sind auf viele Situationen anwendbar, egal ob man nun Kinder hat und egal, welchem Geschlecht man angehört. Adichie hinterfragt Verhaltensweisen und schlägt Alternativen vor. So steckt in dem kleinen Büchlein eine ganze Menge kluger Beobachtungen. Daher empfehle ich das Buch uneingeschränkt allen Leser*innen.
Klappentext
Mit fünfzehn Vorschlägen für eine feministische Erziehung wirft die Bestseller-Autorin Chimamanda Ngozi Adichie so einfache wie wichtige Fragen auf und spannt den Bogen zwischen zwei Generationen von Frauen.
Chimamanda Ngozi Adichie, Feministin und Autorin des preisgekrönten Weltbestsellers ›Americanah‹, hat einen Brief an ihre Freundin Ijeawele geschrieben, die gerade ein Mädchen zur Welt gebracht hat. Ijeawele möchte ihre Tochter zu einer selbstbestimmten Frau erziehen, frei von überholten Rollenbildern und Vorurteilen. Alles selbstverständlich, aber wie gelingt das konkret?
Mit ihrem Manifest ›Liebe Ijeawele. Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden‹ zeigt Chimamanda Adichie, dass Feminismus kein Reizwort ist, sondern eine Selbstverständlichkeit. Mit fünfzehn simplen Vorschlägen für eine feministische Erziehung öffnet sie auch den Blick auf die eigene Kindheit und Jugend. Die junge nigerianische Bestseller-Autorin steht für einen Feminismus, mit dem sich alle identifizieren können. Ein Buch für Eltern und Töchter. (© S. Fischer)
Titel: Liebe Ijeawele: Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden
Autorin: Chimamanda Ngozi Adichie
Verlag: S. Fischer
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Brief, Feministische Literatur
Seiten: 80
Format: Taschenbuch
Übersetzung: Anette Grube
Original: Dear Ijeawele: A Feminist Manifesto in Fifteen Suggestions
Ein eigenes Zimmer & Drei Guineen
Ein eigenes Zimmer oder A Room of One’s Own sagt bestimmt den meisten etwas. Dieses berühmte Essay von Virginia Woolf ist eines der wichtigsten feministischen Werke. Daher wollte ich es unbedingt lesen. Meine Erwartungen waren hoch, aber ich habe auch mit einem schwierigen Text gerechnet. Tatsächlich habe ich dann auch eine Weile für das Buch gebraucht, denn einfach so runterlesen konnte ich es nicht. So schwierig, wie ich befürchtet hatte, war es allerdings auch nicht. Dazu muss ich sagen: Ich habe den Text auf Englisch gelesen und das würde ich wirklich nur denen empfehlen, die da sehr sicher sind. Alle anderen sollten lieber zu einer deutschen Ausgabe greifen.
Nun kann ich zu Übersetzungen bzw. deutschen Ausgaben des Essays zwar nichts sagen, aber der Inhalt bleibt ja der gleiche. Und inhaltlich steckt wirklich viel in Woolfs Essay. Sie betrachtet die Situation der Frauen und vergleicht sie mit der der Männer. Dass sie hierbei gewaltige Unterschiede feststellt, ist klar. Sie erklärt, warum sich Frauen in so einer viel schlechteren Position befinden und was passieren muss, damit sich das ändert. Das Ganze beschreibt sie anhand der Literaturgeschichte und zieht dabei dementsprechend viele literarische Werke als Beispiele heran. In Drei Guineen (eng. Three Guineas), einem zweiten, später erschienen Essay, führt Woolf einige Aspekte aus dem ersten Essay weiter aus.
Auch wenn die Essays etwas komplexer sind als die beiden anderen vorgestellten Bücher, lohnt es sich doch sehr, sie zu lesen. Gerade solche älteren Texte machen deutlich, wie viel sich schon verändert hat und wie wichtig diese Veränderungen waren. Hätte es Frauen wie Virginia Woolf nicht gegeben, sähe heute vieles anders aus. Wer sich außerdem für Geschichte und insbesondere Literaturgeschichte interessiert, sollte Woolfs Werke unbedingt lesen.
Klappentext
In neuer, dem Ton des Originals so genau wie möglich folgender Übersetzung erscheint im Rahmen unserer Werkausgabe der berühmte Essay „Ein eigenes Zimmer“, mit dem Virginia Woolf zur Symbolfigur der Frauenbewegung wurde. Talent fehlt den Frauen nicht, aber die Möglichkeit es einzusetzen. Und was sie dazu brauchen, müssen sie sich energisch selbst verschaffen: finanzielle, vor allem aber intellektuelle Unabhängigkeit, symbolisiert durch „Ein eigenes Zimmer“. 1938 erklärt Virginia Woolf in ihrem Essay „Drei Guineen“, das Wort „Feministin“ solle in einem feierlichen Akt verbrannt werden, denn es sei „überholt, tot, verkommen“. Frauen und Männer müssten nun gemeinsam für dieselbe Sache arbeiten. Mit den drei wertvollen Münzen unterstützt sie Initiativen zugunsten der drei Grundvoraussetzungen, die Frauen brauchen, um sich eigenständig äussern zu können: gründliche Bildung, wirtschaftliche Unabhängigkeit durch einen Beruf und intellektuelle Freiheit. Die beiden zentralen Texte Virginia Woolfs zum politischen und literarischen Feminismus. (© S. Fischer)
Titel: Ein eigenes Zimmer & Drei Guineen
Autorin: Virginia Woolf
Verlag: S. Fischer
Erscheinungsjahr: 2001 (Ersterscheinung: 1929/1938)
Genre: Essays, Feministische Literatur
Seiten: 376
Format: Hardcover
Übersetzung: Heidi Zerning, Brigitte Walitzek
Originaltitel: A Room of One’s Own & Three Guineas
Ich habe die beiden letzten Bücher auf Englisch gelesen, aber in den Infoboxen findet ihr trotzdem die Angaben zu den deutschen Ausgaben.
Kennt ihr eines der Bücher? Oder habe ich vielleicht euer Interesse wecken können? Könnt ihr mir weitere Bücher zum Thema Feminismus empfehlen?
3 Comments
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Moin Ann-Kathrin!
Liebe Ijeawele habe ich bereits auf Englisch gelesen und stimme dir zu, dass man die Gedankengänge auch ohne die Bekannten zu kennen sehr gut nachvollziehen kann. Anders als bei den Woolf Essays (zu denen ich nichts sagen kann, da ich sie nicht kenne) kann man „Dear Ijeawele“ auch mit durchschnittlichen Englischkenntnissen lesen und gut verstehen, würde ich sagen. Allerdings merkt man hier und da eben auch, dass Adichie in einem anderen kulturellen Kontext lebt als wir.
Deswegen ist „Untenrum frei“ jetzt direkt auf meine Wunschliste gewandert. Ich möchte auch mal prüfen, ob ich wie du diese „Das kenne ich“-Momente habe. Vielen Dank also für diese Empfehlung! :)
Ich wünsche dir einen guten Start ins Wochenende!
Seitenfetzer
Hi Seitenfetzer!
Stimmt, „Dear Ijeawele“ lässt sich auch mit durchschnittlichen Englischkenntnissen gut lesen und verstehen – da reicht das, was man in der Schule lernt. Woolf würde ich aber wirklich nur auf Englisch empfehlen, wenn man da sehr sicher ist. Wer auch z. B. an der Uni (wissenschaftliche) Texte auf Englisch liest, sollte mit Woolf allerdings kein Problem haben.
Bei Adichie fallen natürlich kulturelle Unterschiede auf. Ein paar Punkte sind für uns hier in Deutschland deshalb nicht wirklich relevant, aber das meiste lässt sich ja schon gut übertragen. Das was sich nicht übertragen lässt, fand ich trotzdem interessant, da ich sowieso gerne Bücher über andere Kulturen lese.
„Untenrum frei“ bringt dagegen die Situation in Deutschland richtig gut auf den Punkt. Ich hätte vor dem Lesen wirklich nicht gedacht, dass mich das Buch so umhaut. Deshalb freue ich mich jetzt wirklich sehr, dass das Buch auf deine Wunschliste gewandert ist. Ich würde dir ja jetzt eigentlich viel Spaß mit dem Buch wünschen, aber da es inhaltlich eigentlich nicht wirklich spaßig ist, wünsche ich dir lieber, dass du viel aus dem Buch mitnehmen kannst.
Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag!
Anka