So ziemlich jeder hat schon mal den Namen Simone de Beauvoir gehört und die meisten bringen ihn wohl mit ihrem Werk Das andere Geschlecht in Verbindung. In diesem beschäftigt sie sich ausführlich mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Auch heute noch gehört es zu den Standardwerken des Feminismus.

Das andere Geschlecht hat mich ziemlich beeindruckt und deshalb wollte ich unbedingt mehr über die Frau, die es geschrieben hat, erfahren. Außerdem finde ich, sollte sie bzw. ihr Werk auch heute noch viel präsenter sein, als es tatsächlich der Fall ist. Jeder kennt den Titel, doch gelesen haben es die wenigsten.

Daher bin ich auf das Buch Oh, Simone! von Julia Korbik aufmerksam geworden. Im Untertitel heißt es ja sogar “Warum wir Beauvoir wiederentdecken sollten”. Ob sich die Lektüre lohnt, erfahrt ihr in meiner Rezension.

Inhalt

Simone de Beauvoir: große Denkerin des 20. Jahrhunderts, eine Ikone des Feminismus – aber warum sollten sich junge Frauen für sie interessieren? Weil sie fantastische Romane und präzise Analysen gesellschaftlicher Entwicklungen schrieb und ihrem Partner Jean-Paul Sartre an analytischer Schärfe in nichts nachstand; eine Frau, die schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ihre Freiheit kämpfte, emanzipiert und unabhängig.

Julia Korbik wirft einen frischen Blick auf die Frau, die Schriftstellerin, die Philosophin und die Feministin. Simone de Beauvoir schillert in ihrem Buch in all ihren Facetten: Man erfährt, welche Themen sie interessierten, welche Bücher sie las, welche Personen ihr nah standen, was sie inspirierte und wie ihr Alltag aussah. Oh, Simone! überrascht, lädt zum Stöbern ein und zeigt: Es lohnt sich, kritisch zu denken und das zu tun, wofür man brennt. (© Rowohlt)

Das Leben der Simone de Beauvoir

In sechs Kapiteln beleuchtet die Autorin Julia Korbik die verschiedenen Facetten der berühmten Simone de Beauvoir. Dabei geht sie relativ chronologisch vor, greift wenn es thematisch passt allerdings auch vor oder noch einmal auf frühere Ereignisse zurück. Dieses Vorgehen ist sinnvoll und meist funktioniert es auch gut. Hin und wieder führt es aber zu Wiederholungen von bereits erwähnten Geschehnissen.

Oh, Simone! gibt zunächst einen Einblick in Simones Kindheit, ihr Elternhaus und ihre Schulzeit. Hier werden die Grundlagen für Simones späteres Schaffen gelegt. Simones Werke sind nämlich eng mit ihrem persönlichen Werdegang verknüpft. Das Schreiben bietet ihr die Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle zu verarbeiten und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.

Autorin, Philosophin, Feministin

Das Schreiben spielt zwar eine wichtige Rolle in Simones Leben, aber es ist nicht ihre einzige Beschäftigung. Sowohl in ihrem Studium als auch danach widmet sich Simone der Philosophie und steht ihrem Lebensgefährten Jean-Paul Sartre dabei in nichts nach. Trotzdem ist es Sartre, der als Philosoph bekannt wird, während Simones philosophische Texte weniger Beachtung finden.

Korbik gibt in ihrem Buch Einblicke in die Beziehung zwischen Simone und Sartre und widmet sich auch Simones Rolle als Philosophin. Dabei beschreibt sie nicht nur Simones philosophische Ansichten, sondern erklärt auch, welche Philosophen sie mit ihren Ansätzen beeinflusst haben. Einige Philosophen bzw. philosophische Ansätze werden in kurzen Blöcken vorgestellt. Das ist nicht nur hilfreich, sondern auch spannend, vor allem wenn man sich für Philosophie interessiert.

Insbesondere in den späteren Jahren wird Simone als Feministin bekannt. Sie steht zwar nicht gerne in der Öffentlichkeit, aber sie unterstützt trotzdem viele feministische Projekte. Besonders in dieser Funktion ist sie auch heute noch bekannt. Doch wer sich mit Simone beschäftigt, merkt schnell, dass sie noch mehr geleistet hat.

Dass Korbik selbst ein große Fan von Simone de Beauvoir ist, wird bei der Lektüre von Oh, Simone! schnell deutlich. Trotzdem geht sie auch auf Kontroversen ein und wirft einen kritischen Blick auf Simones Tun.

Oh, Simone!

Julia Korbik liefert einen spannenden und umfangreichen Einblick in Simone de Beauvoirs Leben. Dabei ordnet sie Simones Erlebnisse und ihre Werke in den historischen und gesellschaftlichen Kontext ein. Sie erklärt auch komplexere philosophische Ansichten gut verständlich und in einem lockeren Stil. Meist hat mir das ganz gut gefallen, aber teilweise war es mir dann doch zu umgangssprachlich. Dies ist möglicherweise der Tatsache geschuldet, dass das Buch auch jüngere Leser*innen ansprechen soll.

Oh, Simone! macht auf jeden Fall Lust auf die Werke von Simone de Beauvoir und zeigt diese bemerkenswerte Frau in allen ihren Facetten. Das Buch eignet sich insbesondere als Einstieg für Leser*innen, die sich noch nie mit Simone de Beauvoir auseinandergesetzt haben. Für mich persönlich hätte es gerne noch ein wenig ausführlicher sein können, da ich mich zuvor schon mit ihr beschäftigt habe.

Wer nach der Rezension nun Lust hat, mehr über Simone de Beauvoir zu erfahren, kann natürlich das Buch Oh, Simone! lesen oder aber auf dem gleichnamigen Blog von Julia Korbik stöbern.

Oh, Simone!_Julia Korbik

Titel: Oh, Simone!

Autorin: Julia Korbik
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Sachbuch, Feministische Literatur

Seiten: 266 Seiten
Format: Taschenbuch