Als ich hörte, dass Sarah Kuttner an einem neuen Roman schreibt, habe ich mich gefreut und neugierig auf das Ergebnis gewartet. Ihre Bücher Mängelexemplar und 180° Meer haben mir nämlich richtig gut gefallen. Im Frühjahr 2019 war es dann endlich soweit, doch bis ich Kurt schließlich gelesen habe, sind noch ein paar Monate vergangen. So habe ich dann Ende 2019 nicht nur das Buch gelesen, sondern war auch noch auf einer Lesung dazu. Und so viel kann ich schon verraten: Ich fand beides richtig gut!
Inhalt
Lena hat mit ihrem Freund Kurt ein Haus gekauft. Es scheint, als wäre ihre größte Herausforderung, sich an die neuen Familienverhältnisse zu gewöhnen, daran, dass Brandenburg nun Zuhause sein soll. Doch als der kleine Kurt bei einem Sturz stirbt, bleiben drei Erwachsene zurück, deren Zentrum in Trauer implodiert.
Sarah Kuttner erzählt von einer ganz normalen komplizierten Familie, davon, was sie zusammenhält, wenn das Schlimmste passiert. Sie erzählt von dieser Tragödie direkt und leicht und zugleich mit einer tiefen Ernsthaftigkeit, so einfach und kompliziert, wie nur Sarah Kuttner das kann. (© S. Fischer)
Worte für das Unbeschreibliche
Kurt ist kein leichtes Buch, denn der Inhalt ist – wie der Klappentext schon verrät – mehr als traurig. Dabei beginnt die Geschichte sehr schön. Eine Patchworkfamilie bezieht ihr neues Haus in einer idyllischen und ruhigen Gegend und gewöhnt sich langsam an einen neuen gemeinsamen Alltag.
Protagonistin Lena erzählt aus der Ich-Perspektive von diesem für sie völlig neuen Lebensabschnitt. Sie ist nämlich nicht die Mutter von Kurt, dem Sohn ihres Freundes, der ebenfalls Kurt heißt. Das Paar hat sich dazu entschlossen ein Haus zu kaufen, um in der Nähe des kleinen Kurt zu wohnen. So können Vater und Sohn mehr Zeit miteinander verbringen. Lenas Beziehung zum kleinen Kurt wird dadurch ebenfalls enger und intensiver. Das ist einerseits schön, bereitet Lena andererseits aber auch Probleme, denn sie weiß nicht, welche Rolle sie in dieser Konstellation einnehmen soll.
Wie auch schon in Kuttners vorherigen Werken mochte ich den Schreibstil sehr gerne. Zu Beginn ist es noch eine leichte und lockere Geschichte über eine Patchworkfamilie, die sich in ihrem neuen Alltag zurecht finden muss. Das beschreibt die Autorin humorvoll und authentisch, so dass man schnell eine Bindung zu den Figuren aufbaut. Als es dann zu dem tragischen Unfall kommt, erzählt Kuttner auf einfühlsame Art und Weise vom Schmerz und der Hilflosigkeit der Angehörigen. Auch dies fühlt sich echt an und wird zugleich leicht, aber auch ernsthaft beschrieben, so dass die Geschichte mich als Leserin mit hineingezogen, aber trotz des schwierigen Themas nicht zu sehr belastet hat.
Kurt
Kurt von Sarah Kuttner ist keine leichte Lektüre, dafür ist das Thema zu bedrückend. Trotzdem wird die Geschichte unaufgeregt und stellenweise auch humorvoll erzählt. Das Buch berührt und beschreibt einfühlsam, was schwer in Worte zu fassen ist. Für mich war der Roman ein Lesehighlights in 2019, weshalb ich ihn gerne weiterempfehle.
Ein kurzer Lesungsbericht
Im Frühjahr 2019 hatte ich schon Karten für die Lesung mit im November gekauft und mich entsprechend lange Zeit darauf gefreut. Meine Erwartungen wurden auch absolut erfüllt, denn es war ein schöner, interessanter und lustiger Abend.
Man merkt, dass Sarah Kuttner viel von sich bzw. ihren Erfahrungen in ihre Bücher einbringt und ihr die Themen, über die sie schreibt, am Herzen liegen. Im Anschluss an die Lesung wurden Fragen gestellt und dabei wurde dies nochmal sehr deutlich. Schön fand ich auch, dass Sarah Kuttner nicht nur Fragen zu ihrem neuesten Roman beantwortet hat, sondern auch Fragen zu ihren älteren Büchern oder ganz anderen Themen. So gab es an dem Abend eine bunte Mischung an Themen und es wurde viel gelacht. Am Ende habe ich mir natürlich auch noch mein Exemplar von Kurt signieren lassen.
Titel: Kurt
Autorin: Sarah Kuttner
Verlag: S. Fischer
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur
Seiten: 240 Seiten
Format: Hardcover
3 Comments
Dieses Buch interessiert mich einerseits brennend. Andererseits kann ich es als Mama überhaupt nicht leiden, wenn ein Kind stirbt. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich dieses Buch dennoch lesen werde, ist nach deiner Rezi ein wenig mehr gestiegen!
LG
Sabienes
Ja, das kann ich verstehen. Das Thema ist wirklich hart, aber ich finde, Sarah Kuttner beschreibt es sehr einfühlsam. Trotzdem verständlich, wenn man sowas nicht gut lesen kann.
Liebe Grüße
Anka
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