Der Trick ist das Debüt von Emanuel Bergmann. Der Klappentext klingt sehr vielversprechend, denn der Roman spielt zu unterschiedlichen Zeiten an völlig verschiedenen Orten. Die Gegensätze, die dies mit sich bringt, sind so groß, dass man unbedingt wissen will, wie sich daraus eine zusammenhängende Geschichte entwickelt. Ob es sich auch lohnt, den Roman zu lesen, verrate ich euch jetzt.
Klappentext
„1934, in Prag, bestaunt der fünfzehnjährige Rabbinerssohn Mosche Goldenhirsch im Zirkus die Zauberkunststücke des legendären ›Halbmondmanns‹ und seiner liebreizenden Assistentin – es ist um ihn geschehen, und zwar gleich doppelt. Er rennt von zu Hause weg und schließt sich dem Zirkus an, der nach Deutschland weiterzieht.
2007, in Los Angeles, klettert der zehnjährige Max Cohn aus dem Fenster seines Zimmers, um den Großen Zabbatini zu finden, einen alten, abgehalfterten Zauberer. Der Junge ist überzeugt: Nur Magie kann seine Eltern, die vor der Scheidung stehen, wieder zusammenbringen. Eine bewegende und aberwitzige Geschichte, die Zeiten und Kontinente umspannt, ein Roman über die Zerbrechlichkeit des Lebens und den Willen, sich verzaubern zu lassen.“ (© Diogenes Verlag)
Zwischen zwei Welten
Emanuel Bergmann führt uns zurück in die Zeit kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Dort lernen wir Mosche und seine Eltern kennen und tauchen ein in das Prag des frühen 20. Jahrhunderts. Mit der leichten Erzählweise, in der oft ein Hauch Ironie mitschwingt, hat mich das Buch schon auf den ersten Seiten in seinen Bann geschlagen.
„Er hatte, nach Jahren des Lernens und Lehrens, eine ungefähre Vorstellung davon, wie die Welt war, aber vor allem, wie sie eigentlich hätte sein sollen.“ (Der Trick, Emanuel Bergmann)
Doch schon im zweiten Kapitel verlassen wir Prag wieder. Jahrzehnte später auf einem anderen Kontinent erleben wir nun, wie Max Cohn von der geplanten Scheidung seiner Eltern erfährt. Trotz des ernsten Themas wird aus einer kindlich-leichten Perspektive erzählt. Max gibt nämlich die Hoffnung nicht auf, dass seine Eltern wieder zusammen kommen. Er ist zwar ein intelligenter Junge, doch ist er noch Kind genug, um an ein Wunder zu glauben. Oder besser noch: an Zauberei.
„Die Teleportation schien ihm eine unfassbar coole Superkraft zu sein, Max verstand nicht, warum die Wissenschaft den Versprechen der Comics so weit hinterherhinkte.“ (Der Trick, Emanuel Bergmann)
Unterschieden und Gemeinsamkeiten
Abwechselnd werden nun die beiden Geschichten erzählt und nähern sich nach und nach einander an. Die Max-Kapitel sind wesentlich amüsanter, obwohl für den Jungen hier eine Welt zusammenbricht. Die Prager-Kapitel sind ernsthafter, was natürlich auch mit den Lebensumständen zusammenhängt. Mosches Geschichte wird zwar ähnlich locker und leicht erzählt wie die von Max, doch hier wird der ernsthafte Unterton deutlicher und die Erzählung teilweise auch bedrückend. Mit dem Nationalsozialismus wird immerhin eines der schlimmsten Kapitel der Geschichte thematisiert.
Durch die sich abwechselnden Erzählungen und die eher kurzen Kapitel kommt ein gewisses Tempo in die Geschichte. Ich wollte das Buch daher nicht aus der Hand legen und habe es auch schnell zu Ende gelesen. Der Aufbau hat mir gut gefallen, denn es lassen sich immer wieder Ähnlichkeiten und Parallelen zwischen beiden Geschichten feststellen, obwohl sie sowohl räumlich als auch zeitlich so weit voneinander entfernt spielen. Dabei handelt es sich meist um unscheinbare Details, aber gerade solche Dinge sind es, die ich sehr gerne mag und die erkennen lassen, dass sich der Autor Gedanken gemacht hat.
„Die Menschen sind begierig darauf, getäuscht zu werden. Sie wollen an etwas Größeres glauben.“ (Der Trick, Emanuel Bergmann)
Max und der junge Mosche sind sympathische Protagonisten, für die man auf ein gutes Ende der Geschichte hofft. Im Gegensatz dazu stehen Max Eltern, die sich teilweise unmöglich verhalten und ihrer Elternrolle nicht gerecht werden. Weder die Mutter noch der Vater waren mir sympathisch und ob die beiden wirklich zusammen bleiben sollten, ist fraglich. Für Max wünscht man sich allerdings ein Happy End und im Buch wird es gut gelöst, wie ich finde.
Der Trick
Der Trick ist ein gelungenes Debüt. Von Anfang bis Ende ist es stimmig und findet schließlich einen runden Abschluss, der passender nicht hätte sein können. Der Schreibstil passt wunderbar zu der Geschichte und besonders zum Ende hin kommt noch eine überraschende Wendung, die ich großartig fand. Mit seinen Aussagen ist Der Trick ein zeitloses Werk und hat mich mehr als einmal nachdenklich gestimmt.
„So anstrengend das Leben auch sein mochte, hinter dem dünnen Schleier des Alltäglichen gab es eine Herrlichkeit, die ihn stets aufs Neue verzückte.“ (Der Trick, Emanuel Bergmann)
Der Trick
Emanuel Bergmann
Genre: Roman
Verlag: Diogenes Verlag (Februar 2016)
400 Seiten (Hardcover)
2 Comments
Dieses Buch schwirrt mir schon sehr lange im Kopf herum. Hätte ich es schon gekauft, hätte ich es sicherlich auch schon gelesen. ;) Da ich mir allerdings ein Buchkaufverbot bis Novemer auferlegt habe, werde ich es wohl erst Ende diesen Jahres lesen. Deine Rezi zeigt mir jedenfalls, dass „Der Trick“ sicherlich ein Buch ganz nach meinem Geschmack ist.
Freut mich, dass dir meine Rezension gefällt und dich das Buch anspricht :). Ich fand es jedenfalls ziemlich genial und wünsche dir schon mal viel Spaß, wenn du es dann liest.