Inhalt
Darum geht’s in Der Gesang der Berge: Hu’o’ng wächst bei ihrer Großmutter auf, mitten im vom Krieg gebeutelten Hanoi der frühen 1970er Jahre. Der Vater ist auf den Schlachtfeldern verschollen, ihre Mutter folgte ihm in der Hoffnung, ihn zu finden. Und die Großmutter erzählt Hu’o’ng an den vielen langen Abenden die Geschichte ihrer Familie, eine Geschichte, die in Frieden und Wohlstand ihren Anfang nimmt, aber im Zuge fremder Besatzung, Landreform und Krieg eine Geschichte von Vertreibung, Flucht und unsäglichem Leid wurde. Doch die Frauen ihrer Familie sind stark und entschlossen, dem Schicksal eine lebenswerte Zukunft abzutrotzen. (© Insel)
Bewegendes Familienepos
Vor dem Lesen habe ich mich gefragt, was ich eigentlich über Vietnam weiß. Alles, was mir dazu eingefallen ist, war der Vietnamkrieg. Und selbst diesen kenne ich hauptsächlich aus der amerikanischen Perspektive – sei es über Filme oder Berichte. Vietnamesische Autor*innen habe ich in meinem Bücherregal ebenfalls vergeblich gesucht und war ein wenig enttäuscht. Daher war ich sehr gespannt darauf, mit Der Gesang der Berge von Nguyễn Phan Quế Mai die vietnamesische Literatur zu entdecken – oder hier zumindest mal einen Anfang zu machen.
Hu’o’ngs Eltern sind in den Wirren des Krieges verschollen. Die Zwölfjährige wächst daher bei ihrer Großmutter in Hanoi auf. Direkt zu Beginn der Geschichte erleben die beiden einen Bombenangriff. Dieser Einstieg ist intensiv und so haben bei mir schon die ersten Seiten Eindruck hinterlassen. Abwechselnd werden in den Kapiteln die Gegenwart, Hu’o’ngs Geschichte, und die Vergangenheit, das Leben von Hu’o’ngs Großmutter, erzählt. In beiden Geschichten geht es um viel Leid, aber auch immer wieder um hoffnungsvolle Momente. Die Familie Trấn steht somit stellvertretend für das vietnamesische Volk, das im vergangenen Jahrhundert viel Leid erfahren hat.
Die zahlreichen Figuren spiegeln die Vielfalt in der vietnamesischen Bevölkerung wider. So sind die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten sowie die unterschiedlichsten politischen Ansichten vertreten. Sympathieträger sind aber definitiv die beiden Protagonistinnen, mit denen man mitfühlt und leidet.
Der Erzählstil ist leicht und fesselnd, die Beschreibungen bildhaft und stimmungsvoll. Der Autorin gelingt es unglaublich gut, den Leser*innen Vietnam nahezubringen. Die Mentalität der Bevölkerung wird deutlich, was sich insbesondere auch in Sprichwörtern spiegelt, die jeweils auf Vietnamesisch und auf Deutsch abgedruckt wurden. Der Roman ist ebenso emotional wie lehrreich, denn die historischen Ereignisse sind gut recherchiert und stimmig in die Familiengeschichte integriert.
Der Gesang der Berge
Der Gesang der Berge ist ein bewegendes Familienepos, das die Geschichte Vietnams eindrücklich nahebringt. Ein angenehmer Stil, gute Recherche und die sowohl emotionale als auch lehrreiche Geschichte machen den Roman von Nguyễn Phan Quế Mai zu einem Highlight.
Titel: Der Gesang der Berge
Autorin: Nguyễn Phan Quế Mai
Verlag: Insel
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Historischer Roman
Seiten: 429 Seiten
Format: Hardcover
2 Comments
Pingback: Die Besten 2021 - Meine Jahreshighlights - Tales & Memories
Pingback: Lesemonat Oktober - Ende der Blogpause - Tales & Memories