Mit Ich bin Circe von Madeline Miller bin ich ziemlich spät dran. Wahrscheinlich hat das Buch sowieso schon jeder gelesen und ich erzähle in meiner Rezension nichts neues. Trotzdem möchte ich meine Eindrücke gerne teilen.
Inhalt
“Circe ist die Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse, doch sie ist ganz anders als ihre göttlichen Geschwister. Ihre Stimme klingt wie die einer Sterblichen, sie hat einen schwierigen Charakter und ein unabhängiges Temperament; sie ist empfänglich für das Leid der Menschen und fühlt sich in deren Gesellschaft wohler als bei den Göttern. Als sie wegen dieser Eigenschaften auf eine einsame Insel verbannt wird, kämpft sie alleine weiter. Sie studiert die Magie der Pflanzen, lernt wilde Tiere zu zähmen und wird zu einer mächtigen Zauberin. Am Ende muss sie sich als Magierin, liebende Frau und Mutter ein für alle Mal entscheiden, ob sie zu den Göttern gehören will, von denen sie abstammt, oder zu den Menschen – die sie lieben gelernt hat.” (© Eisele)
Griechische Mythologie in neuem Gewand
Bekannt ist die Hexe Circe vor allem aus der Odyssee. Odysseus landet nämlich während seiner Irrfahrt nach dem trojanischen Krieg auf ihrer Insel. Seine gesamte Mannschaft wird von Circe in Tiere verwandelt und Odysseus bleibt ein Jahr lang bei ihr. Damit ist mein Wissen über die Hexe von Aiaia auch schon erschöpft und so geht es wahrscheinlich vielen, die sich nicht intensiver mit der griechischen Mythologie beschäftigen. Umso spannender fand ich die Neuerzählung von Madeline Miller.
Die Autorin erzählt die Geschichte von Circe aus deren Sicht. Die Ich-Perspektive schafft eine große Nähe zur Protagonistin und gibt einen sehr intensiven Einblick in ihre Gefühlswelt. Auch Circes Entwicklung wird dadurch erlebbar und sehr authentisch dargestellt. Wir begleiten Circe durch viele Jahrhunderte, denn als Göttin ist sie unsterblich. Von der naiven Tochter, die von ihrem Vater geliebt werden will, wird sie zu einer unabhängigen Frau, die sich selbst, die Götter und die Menschen mit der Zeit besser kennenlernt.
Die Geschichte beginnt mit Circes Geburt und ihrer Kindheit im Palast ihres Vaters, des Sonnengottes Helios. Sie erzählt von ihren Geschwistern und anderen Verwandten, zu denen sie ein eher schlechtes Verhältnis hat. Circe ist eine Außenseiterin und als sie ihren Vater gegen sich aufbringt, wird sie auf eine einsame Insel verbannt. Statt zu verzweifeln beginnt Circe, die Insel Aiaia zu studieren und sich in der Hexerei zu üben. Unterbrochen wird ihre Einsamkeit schließlich durch Besuche des Götterboten Hermes, der ihr Neuigkeiten aus der Welt der Götter und der Menschen bringt. Und auch Sterbliche verirren sich immer wieder auf Circes Insel, unter anderem Odysseus.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, denn Circe erzählt aus ihrer Perspektive und das sehr ausführlich. Sie beobachtet viel und reflektiert immer wieder. Das klingt vielleicht langweilig, aber das war es für mich überhaupt nicht. Circes Charakter wird dadurch nämlich sehr facettenreich dargestellt und es ist spannend, ihre Entwicklung zu verfolgen. Ich mochte Circe als Protagonistin und habe ihre Geschichte nur so verschlungen. Die griechische Mythologie mit ihren Göttern und Helden ist faszinierend und Miller hat es geschafft, sie auf erfrischende Art neu zu erzählen.
Ich bin Circe von Madeline Miller
Ich bin Circe ist eine großartige Neuerzählung der alten griechischen Sagen rund um die Nymphe Circe. Emotional und intensiv erzählt, hat mich die Geschichte sehr beeindruckt. Circe ist eine interessante und facettenreiche Protagonistin, die allen Widrigkeiten zum Trotz ihren Weg geht und zu sich selbst findet.
Titel: Ich bin Circe
Autorin: Madeline Miller
Übersetzung: Frauke Brodd
Verlag: Eisele
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Roman, Retelling, Griechische Mythologie
Seiten: 520 Seiten
Format: Paperback
Originaltitel: Circe
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