Der Diogenes Verlag
Der Diogenes Verlag, das ist der Verlag mit den einheitlich gestalteten, weißen Covern. Ein Buch aus dem Diogenes Verlag erkennt man sofort. Kaum ein Verlag hebt sich besser von anderen ab – höchstens vielleicht noch Reclam mit seinen knalligen Farben und dem kleinen Format.
Fand ich die Cover des Diogenes Verlags in der Schule noch langweilig, schätze ich sie mittlerweile doch sehr. Das liegt natürlich auch daran, das ich schon viele Bücher des Verlags gelesen und gemocht habe. Außerdem finde ich es schön und praktisch, direkt zu erkennen, aus welchem Verlag ein Buch stammt.
Zuletzt habe ich drei Bücher aus dem Diogenes Verlag gelesen, die ich euch heute in Kurzrezensionen vorstellen möchte.
Die Kunst Champagner zu trinken – Amélie Nothomb
Die Schriftstellerin Amélie trinkt gerne Champagner und ist auf der Suche nach jemandem, der ihr dabei Gesellschaft leisten kann. So findet sie schließlich Pétronille – ebenfalls Schriftstellerin – und beim gemeinsamen Trinken entsteht eine Freundschaft. Diese ist allerdings oft kompliziert und das vor allem, weil Pétronille eine schwierige Persönlichkeit ist. Genau das macht die Geschichte aber auch interessant.
So seltsam sich diese Ausgangssituation anhört, so seltsam ist auch die ganze Geschichte. Erzählt wird sie aus Sicht der Autorin Amélie Nothomb und sie beruht auch zumindest teilweise auf wahren Begebenheiten. Ihre Buchveröffentlichungen etwa, die im Roman erwähnt werden, sind real. So befindet sich Die Kunst Champagner zu trinken immer zwischen Wahrheit und Fiktion. Auch dadurch ist der Roman anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Er liest sich wie eine Art Tagebuch oder persönlicher Bericht, doch ist auch klar, dass es zum Teil fiktiv ist.
Die Kunst Champagner zu trinken von Amélie Nothomb ist eine unterhaltsame, kurzweilige Lektüre. Besonders gefallen hat mir der Schreibstil. Nothomb schreibt ausdrucksstark und poetisch und verleiht so trivialen Dingen etwas Besonderes und Interessantes. Allein wegen ihres Stils würde ich gerne mehr von ihr lesen, wenn mich die Geschichte an sich auch nicht vollständig überzeugen konnte.
Champagner macht liebenswürdig und selbstlos, verleiht Leichtigkeit und Tiefe, steigert die Liebe und verleiht deren Verlust Eleganz. Das alles erlaubte den Schluss, dass aus diesem Elixier noch mehr herauszuholen wäre. (Die Kunst Champagner zu trinken, S. 6)
Klappentext
Zwei Schriftstellerinnen, eine Leidenschaft: Amélie und Pétronille suchen den Rausch – in der Literatur und im Champagner. In Paris besuchen sie eine Degustation im Ritz, sie feiern in London und in den Alpen. Doch es gibt Dämonen, die sich auch im besten Schaumwein nicht ertränken lassen. Ein spritziger Roman über die Trunkenheit – und eine Ode an die Freundschaft. (© Diogenes)
Montecristo – Martin Suter
Jonas Brand, der als Videojournalist für ein Lifestyle-Magazin arbeitet, sitzt im Zug, als es einen Personenschaden gibt. Seine Kamera hat er dabei und so filmt er die Reaktionen der Mitreisenden und interviewt einige von ihnen. Er sieht die Möglichkeit, hieraus eine Reportage zu machen. Als er während seiner Recherche dazu dann auf immer mehr Ungereimtheiten stößt, wird er – ohne es zu ahnen – in einen großen Finanzskandal verwickelt.
Am Anfang ist kein roter Faden erkennbar und so ist es völlig unklar, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Episodenhaft wird aus Brands Alltag erzählt, der seiner Arbeit nachgeht, eine Frau (Marina) kennenlernt und sich mit Bekannten über seine Nachforschungen unterhält. Trotzdem erzählt Martin Suter die Geschichte schon zu Beginn temporeich und ab etwa der Hälfte steigt auch die Spannung deutlich. Dazu tragen die vielen kurzen Abschnitte bei, denn sie bringen Tempo in den Verlauf der Ereignisse. Auch zeigen sie teilweise nur Bruchstücke aus dem komplexen Geschehen, die sich erst nach und nach in die Geschichte einfügen. Dabei handelt es sich um Passagen über die einflussreichen Menschen, mit denen Brand durch seine Recherche in Kontakt kommt. Der rote Faden wird schließlich auch ersichtlich und der Verlauf der Geschichte immer offensichtlicher.
Montecristo ist ein spannender Finanzthriller, der stilistisch gut gemacht ist, inhaltlich allerdings nicht hunderprozentig überzeugen kann. Die spannende und temporeiche Geschichte lebt von vielen Zufällen und besonders Brands Beziehung zu Marina fühlt sich erzwungen und unauthentisch an. Das Ende ist etwas übertrieben und meiner Meinung nach nicht sonderlich logisch.
Klappentext
Eigentlich möchte Jonas Brand nur sein Filmprojekt »Montecristo« verwirklichen. Doch dann gerät der Journalist immer tiefer in eine Sache, die größer ist als jeder Blockbuster – mit immensen Folgen für unser Finanzsystem. (© Diogenes)
Hippie – Paulo Coelho
Dies war für mich das erste Buch des brasilianischen Autors Paulo Coelho, obwohl einige seiner Bücher schon eine Weile auf meiner Wunschliste stehen. Titel und Cover haben mich so angesprochen, dass ich diesem Werk den Vorzug vor den älteren gegeben habe. Ich hatte dann auch ziemlich hohe Erwartungen an diesen autobiographischen Roman und die wurden leider überhaupt nicht erfüllt.
Der Autor erzählt aus der dritten Person von seiner Reise mit dem Magic Bus nach Nepal. Gemeinsam mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe geht es in Amsterdam los. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der junge Paulo und die Holländerin Karla, die ihn mit auf die Reise nimmt. Trotzdem werden auch Erlebnisse der anderen Mitreisenden und Episoden aus deren Vergangenheit erzählt. Obwohl das Innenleben der Personen detailliert geschildert wird, bleiben sie alle blass und charakterlos. Da hilft es auch nicht, die Verhaltensweisen und Beweggründe genauestens zu erklären. Ein Bezug zu den Figuren entsteht einfach nicht.
Die Reise ist leider ebenfalls nicht besonders interessant oder spannend. Nur hin und wieder erfährt man als Leser*in etwas Interessantes über die Länder und Kulturen. Ansonsten sind es hauptsächlich spirituelle bzw. religiöse Betrachtungen, die in aller Ausführlichkeit beschrieben werden. Dass diverse philosophische Ergüsse in einer Erzählung über Hippies nicht fehlen dürfen, ist klar, doch hatte ich mir auch hier interessantere Ansichten und Einblicke in die Hippie-Kultur erhofft. Das Buch besteht zu großen Teilen aus sehr allgemeinen, platt beschriebenen Weisheiten, die nach Kalendersprüchen klingen.
Hippie von Paulo Coelho ist leider ein sehr langweiliges Buch. Ich hatte mir eine interessante Reise und interessante Menschen erhofft, doch der Roman bietet keins von beidem. Auch die Hippiezeit wird nicht wirklich greifbar und man erfährt wenig über die Länder, durch die die Reise geht. Alles in allem kann ich diesen autobiographischen Roman nicht empfehlen. Nichtsdestotrotz werde ich dem Autor noch eine Chance geben, mich mit einem seiner anderen Bücher zu überzeugen.
Klappentext
Als der rebellische junge Paulo aus Brasilien und die Holländerin Karla sich in Amsterdam begegnen, trifft sie die Liebe wie ein Blitz. Sie beschließen, gemeinsam aufzubrechen und als Reisende auf dem Hippie-Trail Erfahrungen zu sammeln, nach eigenen Werten zu suchen und danach zu leben. Mit an Bord sind ihre Freunde Rahul, Ryan und Mirthe sowie die Musik, die damals die Welt aus den Angeln hob. Eine inspirierende Reise von Amsterdam nach Kathmandu, an Bord des ›Magic Bus‹. Geschrieben von Paulo Coelho, der uns an einem unbekannten, frühen Kapitel seines Lebens teilhaben lässt. (© Diogenes)
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